Diabetisches Fußsyndrom – Folgeerkrankung eines Diabetes

Das diabetische Fußsyndrom, auch „diabetischer Fuß“ genannt, ist eine der Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus, die Betroffene am häufigsten fürchten.

In diesem Ratgeber informiert das Sanitätshaus Seeger über das diabetische Fußsyndrom, Risikofaktoren, die verschiedenen Grade sowie Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten.

Was ist ein diabetisches Fußsyndrom – Definition

Ein diabetisches Fußsyndrom beschreibt krankhafte Veränderungen am Fuß und des umliegenden Gewebes, die auf die Auswirkungen eines erhöhten Blutzuckerspiegels zurückzuführen sind. Diese Gewebeveränderungen entstehen nicht von heute auf morgen, sondern sind das Ergebnis eines langen Prozesses: Nervenzellen und Durchblutung werden durch die fortgeschrittene Zuckerkrankheit langfristig zerstört. Das hat zum einen zur Folge, dass das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird und Schadstoffe nicht mehr abtransportiert werden können. Zum anderen werden äußere Reize auf den Fuß falsch oder gar nicht mehr wahrgenommen. Chronische Wunden, Geschwüre und Wundbrand (Gangrän) entstehen und werden oft zu spät entdeckt.

Wie entsteht ein diabetisches Fußsyndrom: Ursachen & Auslöser

Fast jede*r dritte bis fünfte Diabetiker*in ist mindestens einmal in seinem/ihrem Leben von einem durch Diabetes ausgelösten Fußsyndrom betroffen. Doch welche Ursachen gibt es für den diabetischen Fuß?

1. Nervenschädigungen (periphere Neuropathie) als Ursache für den diabetischen Fuß

Ein langanhaltend hoher Blutzuckerspiegel schädigt die Nerven. Es kommt zu Störungen des:

  • Schmerzempfindens 
  • Temperaturempfindens
  • Druckempfindens
  • Vibrationsempfindens


Zusätzlich wird auch der Spannungszustand der Fußmuskulatur geschwächt. Die Folge: Das Fußgewölbe sackt zusammen und es entstehen Druckstellen an Zehen und Fußsohle. Auch ein Taubheitsgefühl kann sich einstellen. Wunden können sich mit Bakterien infizieren und zu Geschwüren wachsen. Durch das gestörte Schmerzempfinden bemerken Betroffene die eigentliche Beschaffenheit ihrer Füße lange nicht. Auch der Zustand der Haut ändert sich: Die Schweißproduktion wird verringert und die Hautgefäße weiten sich. Dadurch wird die Haut rissig und trocken – auch hier können Bakterien in offene Wunden eindringen. Neben Nervenschädigungen können für den diabetischen Fuß aber auch andere Ursachen ausgemacht werden. 
 

2. Arterielle Durchblutungsstörungen als Ursache für den diabetischen Fuß

Der hohe Blutzuckerspiegel schädigt die Durchblutung dermaßen, dass Stoffe im Körper langsamer von Zelle zu Zelle, von Körperteil zu Körperteil transportiert werden können. Dadurch heilen beispielsweise Wunden sehr viel langsamer als bei einem gesunden Menschen – damit ist auch eine arterielle Durchblutungsstörung eine mögliche Ursache für ein diabetisches Fußsyndrom

3. Bakterielle Infektionen als Ursache für den diabetischen Fuß

Aufgrund der Nervenschädigung und Durchblutungsstörung funktioniert auch das körpereigene Immunabwehrsystem nur eingeschränkt oder gar nicht. Bakterien können in die offenen Wunden eindringen und für Entzündungen sorgen, die der Körper selbst nicht mehr heilen kann. 

Welche Risikofaktoren begünstigen die Entstehung des diabetischen Fußsyndroms?

Die Hauptursache eines diabetischen Fußes ist der erhöhte Blutzucker. Aufgrund des erhöhten Blutzuckers sind Blutgefäße und Nervenbahnen im gesamten Körper und vor allem im Fuß geschädigt. Wird ein diabetischer Fuß zu spät erkannt oder unzureichend behandelt, hat dies erhöhten Blutdruck, erhöhte Blutfette und natürlich erhöhten Blutzuckerwerte zur Folge, hierdurch entstehen die beschriebenen Nerven- und Durchblutungsstörungen.

Aber auch Verformungen des Fußskeletts spielen bei der Entstehung eines diabetischen Fußes eine tragende Rolle, ebenso wie enges und nicht passendes Schuhwerk. Die Gefäßfunktion wird auch durch Nikotin und Alkohol beeinträchtigt, ebenso wie die fehlende Körperhygiene, insbesondere bei der Fußpflege.

Diabetischer Fuß: Symptome & erste Anzeichen

Beim diabetischen Fußsyndrom gibt es nicht das eine Krankheitsbild. Die Symptome und Anzeichen eines diabetischen Fußes können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Bei einem diabetischen Fuß sind erste Symptome:

  • Wiederholte Entzündungen bzw. Infektionen im Bereich der Füße, die häufig schmerzfrei bleiben.
     
  • Zunehmend trockene, rissige Haut und verstärkte Hornhautbildung.
     
  • Taubheitsgefühle und/oder (überwiegend nächtliche) Missempfindungen (Kribbeln, Brennen, Stechen), die an den Zehen beginnen.


Bleibt die Krankheit unentdeckt, können chronische Wunden und Wundbrand entstehen. Im weiteren Verlauf des diabetischen Fußsyndroms oder auch “Zuckerfußes” sind Symptome zudem in den Gelenken, dem Bandapparat und den Knochen zu finden. 
 

Diabetischer Fuß: Stadien & Symptome

Die Symptome des diabetischen Fußsyndroms sind abhängig vom jeweiligen Stadium der Erkrankung und auch Ihr Arzt oder Ihre Ärztin werden sich bei der Diagnostik vermutlich an der Wagner-Armstrong-Klassifikation orientieren. Dies ist eine Skala, welche das diabetische Fußsyndrom in Stadien einteilt und jedem Stadium bestimmte Symptome zuordnet. Dabei entwickelt sich das diabetische Fußsyndrom in jedem Stadium vom Grad 0 bis 5.

Diabetisches Fußsyndrom Stadium A: 
Stadium A lässt sich von Grad 0, dem Anfangsstadium des diabetischen Fußsyndroms im Frühstadium, bis zu Grad 5 näher bestimmen und ist auch der Kompass für die ärztliche Behandlung. 

  • Grad 0: Verletzungen können sich zu einem Ulcus entwickelt – einem Schaden in den tieferen Hautschichten.
  • Grad 1: Eine oberflächliche Wunde, die nicht verheilt.
  • Grad 2: Ein Ulcus, der tief bis zu den Sehnen oder Kapseln reicht.
  • Grad 3: Ulcus breitet sich bis zu Knochen und Sehnen aus.
  • Grad 4: Nekrose von Fußgewebe.
  • Grad 5: Nekrose des gesamten Fußes.


Diabetisches Fußsyndrom Stadium B:
Stadium B des Krankheitsbildes zeichnet sich durch die Infektion der diabetischen Wunde aus – das bedeutet, Keime sind in die offene Verletzung eingedrungen und vervielfältigen sich in dieser. Auch hier lässt sich der Schweregrad von Grad 0 bis 5 bestimmen, dies sollte allerdings von einem Facharzt oder einer Fachärztin durchgeführt werden. 

Diabetisches Fußsyndrom Stadium C: 
Das Stadium C des diabetischen Fußes lässt sich durch die entstehende Ischämie erkennen. Die Wunde und das umgebende Gewebe werden nicht mit genügend Blut und damit unzureichend mit Nährstoffen versorgt. Auch hier ist je nach Zustand der Wunde eine Einteilung in die Grade 0 bis 5 möglich, allerdings ist für die Diagnostik der Besuch eines Arztes oder einer Ärztin unumgänglich. 

Diabetisches Fußsyndrom Stadium D: 
In diesem Stadium fallen Infektion und Ischämie zusammen und breiten sich immer weiter auf das umliegende Gewebe aus. Kann die Infektion nicht gestoppt werden, ist in diesem Stadium des diabetischen Fußes unter Umständen eine Amputation notwendig. 
 

Diagnose diabetisches Fußsyndrom: Welcher Arzt ist für Sie zuständig?

Falls Sie die oben beschriebenen Anzeichen und Symptome eines Diabetes-Fußes an Ihrem Körper erkennen, sollten Sie sich so schnell wie möglich zu Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin begeben. Dieser/diese kennt Ihre Krankengeschichte und untersucht ganz speziell Ihre Füße. Bei der Untersuchung achten Ärzt*innen besonders auf:

  • Hautwunden
  • Druckstellen
  • Aussehen der Zehennägel


Weiterhin werden folgende Tests mit Ihnen durchgeführt:

  • Überprüfung Ihrer Reflexe
  • Druckempfindlichkeit und Tastsinn
  • Tasten der Fußpulse
  • Messung des Blutdrucks an den Fußarterien
  • Sonographie für die Ermittlung der Geschwindigkeit des Blutflusses
  • Angiographie: Einengungen der Verschlüsse in Blutgefäßen mittels Kontrastmittel und Röntgen


Das diabetische Fußsyndrom ist durch seine individuelle Ausprägung eine sehr komplexe Erkrankung, die das Zusammenspiel mehrerer Spezialist*innen mit sich bringt: Hausarzt oder Hausärztin, Diabetolog*in, Gefäßchirurg*in sowie Orthopäd*in, Podolog*in und viele mehr.
 

Wie wird ein diabetischer Fuß behandelt: Behandlungsmöglichkeiten im Überblick

Pflege und Behandlung des diabetischen Fußsyndroms sind abhängig von der Höhe des Risikos und dem Ausmaß der Schädigung. Ist der Diabetes bereits gut eingestellt und liegen keine weiteren Risikofaktoren durch eine Fußfehlstellung oder bereits zurückliegende Infektionen vor, reicht es, den Fuß einmal jährlich durch Arzt oder Ärztin – und zwar möglichst den behandelnden Diabetolog*innen – kontrollieren zu lassen. Bestehen bereits Schädigungen im Bereich des Fußes, sind engmaschigere Überprüfungen (ggf. in einer Spezialambulanz) notwendig. Beim diabetischen Fußsyndrom ist die Behandlung von Stadium und Schweregrad der Erkrankung sowie von weiteren Vorerkrankungen und Risikofaktoren abhängig.

Bei der Behandlung des diabetischen Fußsyndroms steht die Ursachenbekämpfung im Vordergrund. Gerade zu Beginn dieser Krankheit können Fußpflege und passendes Schuhwerk das Fortschreiten des diabetischen Fußes aufhalten bzw. deutlich verlangsamen. Ist die Krankheit fortgeschritten, muss das diabetische Fußsyndrom in Form einer professionellen Wundbehandlung versorgt und kontrolliert werden. Je nach Art und Größe der Wunde umfasst bei Diabetes-Füßen die Behandlung auch den häufigen Wechsel und die Kontrolle von Verbänden. Weiterhin tragen Bypässe zur besseren Durchblutung bei. 

Komponenten der Behandlung des diabetischen Fußes:

  • Optimierung des Stoffwechsels
  • Kontrolle der Infektionen
  • Druckentlastung
  • Wundbehandlung und -versorgung
  • Behandlung der Gefäßerkrankungen
  • Chirurgische Korrektur von Fuß- bzw. Zehenfehlstellungen
  • Schulung der Betroffenen
  • Medizinische Fußpflege
     

Diabetischer Fuß: Wann ist eine Amputation notwendig?

Bei der Diagnose „diabetischer Fuß“ denken viele Patient*innen sofort an die Amputation der betroffenen Körperteile. Das ist aber nur dann der Fall, wenn Betroffene und/oder Arzt oder Ärztin die Krankheit nicht rechtzeitig erkennen und behandeln, sodass sich im schlimmsten Fall ein sogenannter Charcot-Fuß entwickelt, bei dem eine Amputation fast immer notwendig ist. In diesem Fall muss das infektiöse Gewebe entfernt werden, oft eben der komplette Fuß. Deswegen ist es so wichtig, als Erkrankte*r die Füße immer im Blick zu behalten und lieber einmal mehr zur Untersuchung zu gehen – so lässt sich ein diabetischer Fuß ganz ohne Amputation therapieren. 

Diabetischer Fuß: Prävention & Therapie

Ist ein diabetischer Fuß heilbar? Mit dieser Frage sehen sich Patient*innen mit diabetischem Fußsyndrom oft konfrontiert. Die Antwort auf diese Frage hängt vom Schweregrad und Stadium der Erkrankung ab. In jedem Fall gilt: Betroffene mit Diabetes mellitus sollten im Kopf haben, dass erste Anzeichen eines diabetischen Fußes nicht ignoriert, sondern in jedem Fall ernst genommen werden müssen. Zudem gibt es zahlreiche Maßnahmen, die das Entstehen der Krankheit verhindern oder den Fortschritt verlangsamen können:

  • Die richtige Fußpflege
  • Das passende und richtige Schuhwerk
     

 

1. Diabetische Fußpflege: Therapie des diabetischen Fußes

Schauen Sie sich täglich, am besten mithilfe eines Spiegels, Ihre Füße genau an. Inspizieren Sie dabei nicht nur die Sohle, sondern gerade auch die Zehenzwischenräume. Entdeckte Risse, Druckstellen und Schwielen sollten Sie umgehend Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zeigen.

Bei Diabetes ist die richtige Fußpflege wichtig und gerade bei einem entstehenden diabetischen Fußsyndrom sollte besonders auf die Hygiene geachtet werden: Das Waschen der Füße beugt einer zu starken Keimbesiedelung vor. Verwenden Sie dazu eine rückfettende Seife. Die Füße müssen dabei sorgfältig und vorsichtig abgetrocknet werden (Tupfen ist besser als Reiben, denn es reduziert das Verletzungsrisiko). Dies ist wichtig, um der Vermehrung von Keimen und der Entwicklung von Fußpilz entgegenzuwirken. Am besten eignet sich für die Fußpflege ein kurzes Fußbad am Abend. Um Druckschädigung und Einrisse der Haut zu verhindern, besteht ein weiterer wichtiger Teil der Pflege in der regelmäßigen Entfernung abgestorbener Hautanteile, der sog. Hornhaut. Nutzen Sie dafür lieber einen Bimsstein anstatt eines Hornhauthobels, weil auch dieser leicht neue Verletzungen verursacht.

Ist der Fuß bereits vorgeschädigt oder die regelmäßige eigene Pflege z.B. aufgrund eingeschränkter körperlicher Beweglichkeit nicht möglich, sollten Sie die Pflege des diabetischen Fußes in die professionellen Hände eines sog. Podologen bzw. einer Podologin legen. Sobald ein diabetisches Fußsyndrom ärztlich festgestellt wurde, übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die medizinische Fußpflege bei Diabetes auf Rezept.
 

2. Prävention beim diabetischen Fußsydrom: Das passende Schuhwerk

Schuhwerk, das nicht atmungsaktiv ist, scheuert oder quetscht – etwa durch Nähte, Riemen oder Reißverschlüsse –, schadet den Füßen und erhöht das Verletzungsrisiko. Füße sollten in den Schuhen sowohl nach vorn als auch zur Seite hin immer genug Platz haben und entlastet werden. Dies ist umso wichtiger, weil Diabetiker*innen Schmerzen weniger intensiv wahrnehmen und den Druck nicht gut spüren. Auch das Barfußlaufen birgt Risiken, beispielsweise bei Verletzungen der Fußsohle durch kleine Steinchen.

Um den schwerwiegenden Krankheitsverläufen des diabetischen Fußsyndroms vorzubeugen, ist eine spezielle Schuhversorgung durch eine/n orthopädische/n Schuhtechniker*in sinnvoll und dringend zu empfehlen, besonders wenn neben dem Diabetes auch eine Fußfehlstellung vorhanden ist. Diabetikerschuhe müssen zudem auch an den individuellen Fuß der Betroffenen angepasst werden: Schon allein aufgrund ihrer speziellen Fußbettung. Neben besonderen Schuhen gibt es auch ganz spezielle Diabetikersocken, die am Knöchel nicht einschnüren, keine störenden Nähte haben und einen hohen Baumwollanteil besitzen.

Lassen Sie sich dazu unbedingt in einem fachlichen Sanitätshaus beraten, um einen Überblick zu allen therapieunterstützenden Maßnahmen zu erhalten.
 

 

Das diabetische Fußsyndrom: Besonderheiten für die Therapie

Die Besonderheit des Diabetischen Fußsyndroms besteht in seiner Vielschichtigkeit und darin, dass das Risiko seiner Entwicklung und Schwere oft unterschätzt wird. Wie kaum ein anderes Krankheitsbild erfordert es angemessene Vorsorge und die enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachrichtungen: der Inneren Medizin und Diabetologie, der Orthopädie sowie der (Gefäß-)Chirurgie.

Einen raschen, guten Austausch von besonders erfahrenen Ärzt*innen und eine entsprechende Behandlung findet man inzwischen in zahlreichen Fußambulanzen. Gerade wenn die Wundbehandlung des diabetischen Fußes sehr schwierig ist oder gar eine Amputation von Gliedmaßen erwogen wird, sollte dort eine Zweitmeinung eingeholt werden. Grundsätzlich gilt für Diabetiker*innen: Fußwunden sollten weder „ausgesessen“ noch in Eigenregie behandelt werden.
Sie gehören unmittelbar in die Hand von Spezialist*innen. Gleichzeitig aber beruhen die besten Schutzmaßnahmen auf dem eigenen Wissen über dieses Krankheitsbild und der Bereitschaft zu den genannten präventiven – also vorbeugenden – Maßnahmen.
 

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