Knieschmerzen – Ursache und Behandlungsmöglichkeiten

Viele Menschen leiden unter Knieschmerzen, insbesondere ab dem mittleren Lebensalter klagen viele Betroffene über Schmerzen im Knie, aber auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene können betroffen sein.

Knieschmerzen Ursachen

Die häufigste Ursache für Knieschmerzen sind Verschleißerscheinungen, was Auswirkungen auf die Kniekehle, den Meniskus, die Gelenkknorpel, das Kreuzband und die Schleimbeutel haben kann. Die Schmerzen können ganz unterschiedlicher Natur sein. Sie können von einem Knorpelschaden stammen, von Fehlstellungen, Zysten, Fehlbelastungen, usw. Sie sind – wie alle Schmerzen – kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Krankheitssymptom, das auf eine Krankheit hinweist bzw. durch diese verursacht wird.

Wie viele Menschen leiden unter Schmerzen im Knie?

Genaue Zahlen zur Häufigkeit von Knieschmerzen in Deutschland gibt es nicht. Ihr Ausmaß lässt sich jedoch erahnen, wenn man allein auf die Zahl der Kniegelenksarthrosen und Kniegelenksimplantationen blickt. In Deutschland sind 60% aller Arthrosen Kniegelenksarthrosen (Gonarthrose) und damit etwa 3 Millionen Menschen davon betroffen. Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer.

Deutschland ist inzwischen Spitzenreiter in Europa: Jährlich werden in unserem Land 180.000 Kniegelenksimplantationen vorgenommen. Warum die Zahl in den letzten Jahren so massiv zugenommen hat, hängt zum einen mit der höheren Lebenserwartung zusammen, denn Kniearthrose ist ein „Altersleiden“, und zum anderen mit unserem technischen Fortschritt, der die Implantationen möglich macht. 

Zum anderen ist auch unser Vergütungssystem für ärztliche Leistungen ein Grund für die Zunahme der Operationen, denn sie können höher in Rechnung gestellt werden als andere, konservative medizinische Maßnahmen, wozu z.B. Kniebandagen zählen, die das Gelenk bewahren.

Warum treten Knieschmerzen so häufig auf?

Kniegelenk und Kniescheibe sind sehr stör- und schmerzanfällig für Entzündungen, Schwellungen oder andere Symptome, weil das Knie viele Angriffsflächen bietet. Das Knie als wichtiger Teil unseres Beins ist von zentraler Bedeutung für unsere Fortbewegung und unseren aufrechten Gang. Es ist Wunderwerk miteinander verzahnter Knochen-, Knorpel-, Muskel-, Band- und Sehnenstrukturen, das durch die kräftige Oberschenkelmuskulatur (dem Musculus quadriceps) in seiner Bewegung und Form bestimmt und gehalten wird. So rühren die meisten Kniebeschwerden von Verkürzungen dieser Muskulatur bzw. der sie umhüllenden Faszien her.

Das Gelenk selbst ist im Grunde ein Doppelgelenk mit Kipp- und Drehfunktion, das den Oberschenkel mit dem Schienbein verbindet. Es erlaubt also die Beugung, Streckung und eine Drehbewegung des Unterschenkels. In der Streckstellung ist das Knie entlastet, in der Beugestellung belastet. Das ist der Grund, warum bei Kniegelenkserkrankungen langes Sitzen mit gebeugtem Knie vermieden werden sollte.

Knieschmerzen: Ursachen von Schmerz kennen

Schmerz ist in seiner Entstehung, Wahrnehmung und Verarbeitung ein äußerst komplexes Phänomen. Es ist ein Warnsignal des Körpers, kann sich aber auch vom ursprünglichen Auslöser „entkoppeln“ und die Schmerzschwelle des Betroffenen verändern. Das ist das Problem bei chronischen Schmerzen. Von diesen spricht man, wenn der Schmerz länger als drei Monate andauert oder in diesem Zeitraum immer wiederkehrt. 

Akuter Schmerz hingegen kommt und verschwindet schnell. Unter angemessener Behandlung ist Ihr Knieschmerz in der Regel nach wenigen Stunden oder Tagen wieder verschwunden.

Wieso habe ich Schmerzen im Kniegelenk?

Drei große Gruppen von Knieschmerzen den damit oft einhergehenden Funktionsverlust werden unterschieden:
 

1. Weichteil- bzw. entzündliche Erkrankungen

Zu diesen Erkrankungen gehören Kniegelenksentzündungen in Folge einer aktivierten Arthrose oder rheumatoider Arthritis. Auch das bei Sportlern häufig auftretende sogenannte Patellaspitzensyndrom („Springerknie“) fällt darunter, das die  Sehne betrifft, die die Kniescheibe mit dem Schienbein verbindet. Hinzu kommen Schleimbeutelentzündungen (ihr Fachbegriff lautet: Bursitis), denn im Knie befinden sich drei Schleimbeutel, die dem Aufbau von Gelenkkapseln ähnlich sind: Sie sind mit Gelenksflüssigkeit gefüllt und dienen an stark beanspruchten Gelenkstellen als Druckpolster. An Schleimbeutelentzündungen leiden typischerweise Menschen, die in ihrem Beruf viel knien wie z.B. Fliesen- und Teppichleger oder auch Priester.

 

2. Verletzungsbedingte (sogenannte traumatische) Veränderungen

Traumatische Veränderungen sind in der Regel Knochenbrüche nach Unfällen oder Stürzen wie eine Patellaluxation. Es können Sportverletzungen sein, aber auch Schädigungen an Bändern oder den Menisken , also den beiden Knorpelscheiben, die zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein liegen.  Auch die äußerst schmerzhaften Verrenkungen des Kniegelenks können dazu führen, dass sich zwei Knochenenden durch das „Auskugeln“ nicht mehr berühren und Knieschmerzen entstehen.

3. Arthrotische Prozesse

Arthrotische Prozesse beschreiben einen Gelenkverschleiß, dessen Häufigkeit mit zunehmendem Alter steigt. Er kann als Folge einer nicht ausreichend abgeheilten Verletzung auftreten, betrifft aber durchaus auch jüngere Menschen. Der Verschleiß des Kniegelenks kann auch aufgrund von Fehlbildungen bzw. Fehlstellungen der Beinachsen (stark ausgeprägte X-, oder O-Beine) entstehen.

Erste Diagnostik: Woher kommen die Gelenkschmerzen im Knie?

Um in der Diagnose der Ursache von Knieschmerzen auf den Grund zu gehen, ist neben einer genauen körperlichen Untersuchung, die immer beide Knie umfasst, unbedingt die Erhebung der jeweiligen Krankheitsgeschichte unerlässlich.

Dabei kann die Ursache meist schon geklärt werden, wenn die folgenden W-Fragen beantwortet sind:

  • Wo genau sitzt der Knieschmerz? (Vorn, hinten, seitlich, im Inneren oder außen?) Es ist die Frage nach der Schmerzlokalisation.
  • Wann tritt der Knieschmerz auf bzw. ist er das erste Mal aufgetreten? (Bei Belastung oder Überwärmung, nach einer bestimmten Bewegung oder in Ruhe, sind es Anlaufschmerzen?)
  • Wie lange besteht der Knieschmerz schon und wie fühlt er sich an? Das sind die Fragen nach akutem oder chronischem Schmerz und der Schmerzqualität (Ist der Schmerz dumpf, stechend, brennend oder strahlt er aus?)
  • Wer hat die Knieschmerzen? (Ein junger oder ein alter Mensch, ein Mann oder eine Frau, ein sonst gesunder oder bereits an anderen Krankheiten leidender Mensch?)

Weiterführende Diagnostik-Maßnahmen durchführen

Zunächst gilt es, die Ursache des Schmerzes zu finden, bevor mit der Therapie/Behandlung begonnen werden kann. Nach der ersten Diagnostik wird ggf. noch eine weiterführende Diagnostik erfolgen. Sie wird in der Regel beim Wissen um verletzungsbedingte Schäden sowie dem Bestehen stark chronifizierter Beschwerden durchgeführt – oder dem begründeten Verdacht darauf.

Maßnahmen der weiterführenden Diagnostik:

  • Röntgen- und Ultraschallaufnahme des Kniegelenks: Das Röntgen gibt Aufschluss über die knöchernen Strukturen und der Ultraschall über die „weicheren“ Gewebe, also Muskulatur, Bänder und Sehnen. Auch Flüssigkeitsansammlungen lassen sich mit Hilfe des Ultraschalls gut entdecken.
  • Laboruntersuchungen: Sie helfen, dem Verdacht auf das Vorliegen einer Entzündung nachzugehen, oder zu sehen, ob eventuell eine andere Erkrankung an der Entstehung der Beschwerden (mit)beteiligt ist. Dies können bestimmte Stoffwechselerkrankungen sein wie z.B. die Gicht. Auch die rheumatoide Arthritis befällt nicht nur die kleineren Gelenke, sondern gelegentlich auch das Kniegelenk. Die Untersuchung von Gelenkflüssigkeit kann u.U. zusätzliche Aufschlüsse geben.


Weisen die Beschwerden des Betroffenen klar auf Verschleißerscheinungen hin, muss nicht in jedem Fall sofort eine Röntgen- und Ultraschallaufnahme erfolgen. Diese Maßnahmen sind aber immer dann erforderlich, wenn gewisse Zweifel bestehen oder es darum geht, den Krankheitsverlauf zu beurteilen oder um über einen operativen Eingriff zu entscheiden. Um Schädigungen der Binnenstruktur des Kniegelenks zu erkennen, braucht es manchmal die noch genaueren Aufnahmen eines MRTs.

Wie werden Kniegelenkschmerzen als Folge von Verschleißerscheinungen behandelt?

Die Behandlung der Knieschmerzen richtet sich nach ihrer jeweiligen Ursache. Generell gilt aber, dass ein krankes Knie in den meisten Fällen – nämlich denen, die auf Verschleiß beruhen – zwar entlastet, aber nicht ruhiggestellt werden sollte. Es gelten dabei die gleichen Behandlungsgrundsätze, wie im Artikel über Arthrose beschrieben. 

Gesundheitstipp: Vorbeugende Mittel gegen Gelenkschmerzen

Vor allem präventive Maßnahmen sind dabei von Gewicht: So sollten gerade Sportler „mit dem Schmerz gehen“ und nicht über diesen hinaus, d.h. ihre Belastungsgrenzen angemessen wahrnehmen und der Genesung eines geschädigten Gelenks die dafür notwendige Zeit geben, denn nicht ausreichend gut verheilte Verletzungen können den Gelenkverschleiß sehr stark beschleunigen. 

 

 

So beugen Sie Knieschmerzen vor:
 

  • Vermeidung längerer Zwangshaltungen, die besonders das Knie belasten (Beugestellung)
  • Verwendung von Schutzmaßnahmen wie Knieschonern 
  • Reduktion von Körpergewicht, damit das Knie weniger belastet wird
  • Gesundes Schuhwerk mit einer hohen Tragfläche, um Fehlhaltungen (z.B. durch  Schuhe mit hohen Absätzen) zu vermeiden, die auch das Knie in eine Fehlhaltung zwingen können.

Was hilft gegen Knieschmerzen?

Ein Großteil der Kniebeschwerden hat Verkürzungen der Muskulatur bzw. Sehnen zur Ursache. Hier helfen: 

  • gezielte Dehnungsübungen 
  • Hochlagern des Knies
  • das sogenannte Faszientraining


Zu einer verbesserten Beweglichkeit und Schmerzlinderung durch die Lockerung muskulärer Verspannung tragen diese Maßnahmen bei:

  • gezielte krankengymnastische Behandlungen 
  • Wärmebehandlung
  • Behandlungen mit Strom
  • Ultraschallanwendungen


Der Schwerpunkt der Behandlung sollte immer auf der körperlichen Aktivierung liegen und in einem angenehmen, regelmäßigen Training bestehen. Überschreiten Sie bei der körperlichen Betätigung jedoch nicht ihre Belastungsgrenzen, sonst können Schmerzsyndrome wie das sogenannte „Läuferknie“ auftreten.

Kniegelenksschmerzen: Medikamente gezielt einsetzen

Knieschmerzen werden häufig mit Medikamenten behandelt, doch es gilt: weniger ist mehr. Ärzte sollten Schmerzmittel – gerade aufgrund ihrer vielfachen unerwünschten Nebenwirkungen – nicht wahllos verordnen und Patienten sollten Sie nicht in „Eigenregie“ einnehmen.  Stattdessen empfiehlt es sich, schmerzlindernde Medikamente zuerst äußerlich in Gel- oder Salbenform anzuwenden und erst später – bei ausbleibendem Erfolg – als Tablette oder „Spritze“ einzusetzen.

Bei akuten Verletzungen oder Achsenfehlstellungen finden zusätzlich orthopädische Hilfsmittel Verwendung wie medizinische Bandagen, Orthesen oder orthopädisches Schuhwerk, die gezielt zur Gelenkentlastung beitragen.

Knieschmerzen Behandlung: Operation – Was bringt es?

Knieschmerzen sind auf besondere Weise belastend, da sie uns hindern, uns wie sonst zu bewegen und „Haltung zu bewahren“. Nun war es in der jüngsten Vergangenheit allerdings so, dass durch die  Altersentwicklung in Deutschland, den technischen Fortschritt, aber gerade auch durch finanzielle Anreize gewisse „Schnellschüsse“ durchgeführt wurden:  nämlich eine Vielzahl operativer Verfahren, die gegenüber medizinischen Hilfsmitteln oder Heilbehandlungen bevorzugt wurden. Inzwischen sieht man die hohe Zahl von operativen Eingriffen eher kritisch und stellt sie zunehmend in Frage.

Dies gilt nicht nur für den Gelenkersatz, sondern auch für kleinere Eingriffe, insbesondere die Spiegelungen des Kniegelenks (Arthroskopie). Früher wurden sie sehr häufig und meist in Verbindung mit einer Spülung und einer Knorpelglättung durchgeführt. Diese Eingriffe blieben aber letztlich nicht nur wirkungslos, sondern verursachten oft sogar neue Schäden.

Werden Operationen bei Kniegelenkschmerzen von der Krankenkasse übernommen?

Von Seiten der gesetzlichen Krankenkassen erfolgt bei einer Operation des Knies keine Kostenübernahme mehr, es sei denn, es besteht mit hoher Wahrscheinlichkeit ein ausgedehnter Schaden des Innenmeniskus, der für die Gelenkbeschwerden verantwortlich ist.

Von den gesetzlichen Krankenkassen werden mittlerweile sowohl Präventions- als auch Rehabilitationsprogramme in größerem Umfang gestärkt. Lassen Sie sich dazu entweder von ihrem behandelnden Arzt/ihrer behandelnden Ärztin oder dem zuständigen Sachbearbeiter/der zuständigen Sachbearbeiterin Ihrer Krankenkasse beraten.

 

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